Chance in der Theorie

Stand bisher der Energieverbrauch in der Nutzung eines Gebäudes im Fokus, tritt nun immer mehr sein gesamter Lebenszyklus in den Mittelpunkt der Betrachtung. Die Lebenszyklusbetrachtung, bei der die Ökobilanz mit ihren normierten Daten die Grundlage bildet, ist der wichtigste Baustein für die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden und stellt die Grundlage für die Entwicklung zukünftiger Konstruktionen und Gebäudeformen dar. Die Ökobilanzierung liefert dabei entscheidende Daten und Fakten zur Energie- und CO2-Bilanz im Bau. Zusammen mit Materialkataster und Ressourcenpass hilft sie schadstoffhaltige Materialien zu reduzieren und nachwachsende sowie recycelte Baustoffe sowie deren Entwicklung zu fördern. Das macht sie zu einem wertvollen, politischen Steuerungsinstrument auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft.

 

Herausforderungen in der Praxis

  • Oft liegen nur oberflächliche Umwelt-Produktdeklarationen (EPD: Environmental Product Declaration) der Branchen vor, also Durchschnittsdaten, unabhängig vom Produkthersteller.

  • Bei den Produktherstellern mangelt es teilweise an Akzeptanz, die Daten zur Verfügung zu stellen, denn eine EPD kostet ca. 10.000 - 15.000 €.

  • Auch der Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung ist aufgrund seiner Kleinteiligkeit (Komplexität) weitestgehend noch nicht erfasst.

  • Auf EU-Ebene gibt es bisher noch keine einheitlichen Standards über den Umfang der notwendigen Daten für eine vollständige EPD.

  • Die Flächenstilllegung sowie die wirtschaftliche Nutzung des Waldes müssen ausgewogen diskutiert und berücksichtigt werden.

  • Leider werden gute Holzsortimente oftmals immer noch thermisch verwertet.

 

Lösung

Die zeitnahe Dekarbonisierung des Gebäudesektors erfordert die folgenden Punkte:

  • Für jedes am Bau eingesetzte Produkt sollte idealerweise eine entsprechende EPD durch den Produkthersteller bereitgestellt werden, also transparente, produktspezifische EPDs. Je schneller und besser die Umsetzung ist, desto erfolgreicher kann die Bauindustrie und somit der Fertigbau die politischen Klimaschutzziele im Gebäudesektor umsetzen.
  • Die Planung hat digital und die Produktion nach Möglichkeit industriell zu erfolgen.
  • Es braucht eine konsequente Öffnung für Bauprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen. Hierbei ist stets die Kaskadennutzung im Blick zu behalten, d. h. die stoffliche Verwertung zu priorisieren.
  • Ebenso wie der aktive Waldumbau zur Stärkung der Resilienz unserer Wälder, muss der Rohstoff Holz als nationale, nachwachsende Ressource, insbesondere unter Berücksichtigung von Nadelholz, sichergestellt werden – das führt letztendlich auch zu einer Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten.
  • Im Kontext des Respekts vor dem Gebäudebestand sollte Erhaltenswertes erhalten, aber auch der Mut zur Nachverdichtung und zum Ersatzneubau den politischen Diskurs leiten. Darüber hinaus gilt es ebenso, Optionen für den Neubau von Gebäuden und urbanen Siedlungsräumen zu ermöglichen.

 

Bei all den zuvor genannten Punkten gilt die Prämisse kreislauffähig zu planen, d.h. die Rückbaubarkeit und Demontagefähigkeit im Fokus zu haben und damit ein Second Life-Design der Gebäude zu ermöglichen.


Ich helfe Ihnen gerne persönlich weiter

Sophie von Minckwitz

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